Ainring Geschichte(n)

Ainring Geschichte(N)
Interessante und spannende Anekdoten aus der Historie und Gegenwart
der Gemeinde Ainring
Zusammengetragen von Brigitte Janoschka, Tanja Weichold und Thomas Döring
Auszüge aus dem "Heimatbuch AINIRNG Geschichte und Geschichten"

  • Singend Lernen
    Georg Lapper (geb. 1891) war von 1933 bis 1954 Rektor an der Grund- und Hauptschule Feldkirchen, einem heutigen Ortsteil Ainrings. Auf der Suche nach der richtigen didaktischen Methode für den Sprachunterricht - denn es war nicht leicht, ausschließlich bayersich sprechenden Bauernkindern Hochdeutsch beizubringen - erkannte er, dass die Kinder Kirchenlieder und Psalme sehr wohl gut in Hochdeutsch singen bzw. vortragen konnten. Er schloss daraus, dass es eine gute Lehrmethode sein kann, den Kindern die Sprache in Form singenden Lernens beizubringen. Die Melodie des Liedes „Morgen kommt der Weihnachtsmann„ war die Grundlernmelodie der Wortschatztexte und wurde mit Grammatikregeln unterlegt. Deutsch wurde nach Art der Koranschulen durch singen und psalmorientiertes sprechen vermittelt. Neben dem Singen propagierte Lappert das Führen eines Tagebuches und das Vokabellernen durch eigene Zeichnungen der Gegenstände. Das „Singende Lernen“ wurde zum Meilenstein für alternative Lernmethoden, die heute unter anderem in TV Sendungen für Kinder, wie der Sesamstraße oder der Sendung mit der Maus und vielen anderen Angeboten, nicht nur für den Sprachunterricht sondern in manigfaltiger Form eingesetzt wurden. Heute liegen Lernvideos im Internet im Trend. Drei schöne Beispiele und viele mehr finden sich auf diversen Videoportalen.  https://www.youtube.com/watch?v=Q_6QzHc2PPA     https://www.youtube.com/watch?v=O58foclsJlg  https://www.youtube.com/watch?v=WJ0uJo5kJ04  
    Ein bei allen beliebter Lehrer war Georg Lapper allerdings nicht. Auch wenn seine pädagogischen Ideen aus heutiger Sicht eine besondere Innovation darstellen, so war er nach Hörensagen doch ein ausgesprochen strenger Lehrer, der wohl auch vor körperlicher Züchtigung ungehorsamer Kinder nicht zurück schreckte.


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    der Ainringer Kunstprofessor aus Dresden
    Einer der bekanntesten Künstler Ainrings war der Maler, Radierer und Grafiker Professor Georg Oskar Erler. 1945 verschlug es ihn, durch die Kriegswirren drei Monate vor dem Ende des zweiten Weltkrieges, im hohen Alter von 74 Jahren von Dresden nach Ainring. Den verheerenden Bombenangriffen auf seine Heimatstadt fielen auch seine Wohnung und die zwei Ateliers zum Opfer. Er selbst überlebte das Inferno und floh, wie viele andere Menschen, aus der vollständig zerstörten Stadt. Auf abenteuerlichen Wegen führte die Flucht den bekannten Vertreter der „Dresdner Schule” in das oberbayerische Bauerndorf Ainring. Hier zeichnete er nach seinem langen Leben als Großstädter nun nicht mehr Vertreter der Aristokratie oder die Prominenz der Dresdner Oper etc., sondern so manche Dorfpersönlichkeit und Personen des bäuerlichen Lebens.
    Auf dem Dorf sind die Dinge der Kunst von anderem Wert
    Die Hoffnung auf einen Neuanfang mochte der Kunstprofessor nicht aufgeben. Wenn es hier auf dem Land, trotz der Nähe zur Kulturstadt Salzburg, schon nicht die Rückkehr in den Olymp der hohen Künste sein durfte, so hoffte er doch wenigstens auf ein gedeihliches Auskommen aus dem Verkauf seiner Werke. Wenige Monate nach der Flucht, am 14. September 1945 hatte Erler an einen Dresdner Freund geschrieben: „Kürzlich war ich in Reichenhall und sah Bilder allerschlimmster Art mit geradezu tollen, fabelhaften Preisen. Und diese wurden gekauft! Die Bauern von Ainring haben von dem Wert meiner Bilder eine andere Einschätzung. Ich wurde so oft gequält, einen Bauernhof zu malen und habe es einmal getan. Als ich mit dem fein sauber gemalten Bild ankam, wollte er mich belohnen – zwei Eier und fünf Zigaretten. Jetzt hängt die Studie in meiner Klause mit einem Zettel dran: „Wert: Zwei Eier und fünf Zigaretten.” Der Grafiker und Maler aus Sachsen ergab sich am Ende in sein Schicksal als verkanntes Talent und wurde zum Heimatmaler. Er schuf zahlreiche Zeichnungen und Aquarelle von Ainring und der unmittelbaren Umgebung sowie zahlreiche Eindrücke und Stimmungen rund um den Ulrichshögl. Lieblingsmotive waren die Kirchen, besonders St. Laurentius in Ainring, Mariä Himmelfahrt in Feldkirchen und St. Ulrich am Högl. Die Feldkirchener Schmiede, Landschaften, aber auch die Menschen und ihr Dorfleben waren beliebte Motive. Viele Einheimische porträtierte er. Manch Ainringer hatte dem Professor als kleines Kind persönlich über die Schulter geblickt und erlebt, wie er mit Rucksack, Pinsel und Staffelei loszog oder in der Landschaft saß und malte. Erler soll die Technik der Radierung „meisterhaft” beherrscht haben. So schuf er Stadtansichten, Landschaften und Aktansichten. Wie andere Künstler seiner Generation und Absolventen der Kunstakademie wollte der Professor mit seiner Kunst Schönheit und Harmonie vermitteln. Ideenreichtum, hintergründiger Humor, Fantasie und künstlerische Sicherheit zeichneten ihn bis zuletzt aus. Auch fantasiehafte und symbolische erotische Darstellungen finden sich unter den Werken. Die schöne Weiblichkeit bildete er gerne ab. Zu seinen Werken von bleibendem Wert gehören außerdem zahlreiche Buchillustrationen. Die beiden Erler-Enkel Stefan Erler und Alfred Höfer aus München spendeten der Gemeinde den größten Teil ihrer Privatsammlung.

    Schenkung der Erler Sammlung - Die Erler Enkel und der ehemalige Bürgermeister Ainrings, Hans Eschlberger

    Drei Brüder
    Ainringer Baumeister, die nicht nur in Salzburg GEschichte schrieben
    Nur ein schlichter, fast unbehauener Stein erinnert vor der Kirche St. Nikolaus im Ainringer Ortsteil Straß an drei Brüder, die als Architekten und Bildhauer markante Spuren an Bauten in Salzburg und anderen Orten hinterlassen haben.
    Ihr Wohnort im 18. Jahrhundert, das Dörfchen Strass, gehörte wie Ainring über Eintausend Jahre zum Fürsterzbistum Salzburg. Insgesamt waren es übrigens elf Kinder, die aus dem Geschlecht der Hagenauer stammten. Johann Georg von Hagenauer war der jüngste von drei Brüdern, die Baugeschichte schrieben. Seine beiden älteren Brüder waren der Architekt Wolfgang und Johann Baptist. Wolfgang betreute das gesamte Bauwesen des Erzstiftes Salzburg. Sein Bruder Johann Baptist  stand zunächst ebenfalls in Diensten des Salzburger Erzbischofs. 1774 wurde er aber zum Leiter der Bildhauerklasse an der Wiener Akademie der bildenden Künste ernannt.

    Die Hagenauers stehen für eine Wende im Baustil vom verspielten Rokoko hin zum Klassizismus, der durch ruhigere Formen bestimmt ist. Wolfgang (1726-1801) studierte von 1755-bis 1759 an der Wiener Akademie Architektur, wurde später Hofbauverwalter und gründete eine Abendschule für Grafik. Zwischen 1764 und 1791 arbeitete er eng mit Johann Baptist (1732-1810) zusammen. Seine Ausbildung zum Bildhauer genoss der jüngere Bruder Wolfgangs bei Johann Georg Itzlfeldner in Tittmoning. Ab 1754 studierte er an der Wiener Akademie der bildenden Künste, sowie in Bologna, Florenz und Rom.

    Eine markante Arbeit der Brüder fällt Autofahrern an einem der ältesten Straßentunnels Europas in Salzburg ins Auge. Während Wolfgang die architektonische Arbeit an den beiden Tunnelportalen im Osten und Westen verantwortete, führte Johann Baptist die Bildhauerarbeiten aus. Alle drei Brüder prägten das Bild des Erzbistums Salzburg in der zweiten Hälfte des 18. Jahunderts wesentlich mit. Bekannt sind neben dem Siegmundstor, die Mariensäule auf dem Domplatz und das umgebaute Schloss Mirabell. Aber sie schufen auch Kirchenbauten und Altäre etwa in Hallein, Mattsee, Bergheim, Elsbethen oder Matrei in Osttirol und in Brixen im Thale. Außerhalb des Erzbistums Salzburg stehen viele von Johann Georg errichtete Bauten. Dazu zählen unter anderen das Theater und der Redoutensaal oder das Schloss Freudenhain mit seiner Parkanlage in Passau. Johann Baptist von Hagenauer wiederum erschuf den Triumphbogen in Innsbruck, die Skulpturen für den königlichen Schlosspark Nymphenburg in München und im kaiserlichen Schlosspark Schönbrunn in Wien.

    Wenn man es also ein wenig lax formuliert, steckt in vielen beeindruckenden historischen Gebäuden, Brunnen oder Skulpturen im süddeutschen Raum und Österreich auch immer ein gutes Stück Ainring

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